Bewerbung & Karriere

Personalberatung | Was Sie als Bewerber/in wissen sollten

Warum Sie den nächsten Job bestimmt nicht bekommen, wieder eine Absage erhalten oder als Bewerber bestenfalls auf „Stapel B“ landen?

Die Situation: Es gibt aktuell weniger Stellenausschreibungen im Mittelstand und mehr Menschen mit Zeit oder in Sorge um den Arbeitsplatz. Viele Menschen erhöhen nun ihre Aktivitäten, sich nach neuen oder alternativen Perspektiven umzusehen, gehen mit erhöhter Energie und gesteigerter Aktivität vor. Nicht selten handeln sie sich dabei den klassischen Bewerberfrust ein.

Ich bin bestens geeignet, habe passende Erfahrungen“ und bei dem Fachkräftemangel müsste es doch bald mal funktionieren. Weit gefehlt, denn es hagelt wieder einmal eine Absage, die Antwort lässt auf sich warten, „wir melden uns“ oder es gibt gar keine Rückmeldung. Unabhängig dessen, dass letzteres Signal natürlich auch Rückschlüsse zur Kultur des Unternehmens zulässt: Woran kann es liegen, was kann ich tun und was Sie als Bewerber wissen sollten...

Hintergründe & Möglichkeiten zu Ihrer Bewerbung:

Zunächst ist es vollkommen gleich, wie die persönliche Motivation zu einer Bewerbung veranlagt ist: Sei es das Austesten des eigenen Marktpreises, die Motivation zur Karriereentwicklung, Angst oder Sorge um den bestehenden Arbeitsplatz aufgrund Kurzarbeit, Langeweile im Homeoffice oder gar „ich schaue mich mal um“. Es gibt viele Gründe und derzeit auch mehr Zeit und Raum, um (ggf. auch neue) Perspektiven auszuloten, zu testen oder ernstgemeint ergreifen zu wollen.

Also den Lebenslauf kurz auf Aktualität und hübsche Formatierung prüfen, schnell ein schickes Anschreiben formulieren, dann raus damit an Personalberater, Personalentscheider, an Karriereportale und an alle infrage kommenden Stellenausschreibungen. Dann noch mal die eine oder andere Initiativbewerbung, ein passendes Gespräch wird bei entsprechender Masse schon rauskommen. Das können, vielmehr sollten Sie sich sparen. Eine Standardabsage oder Warteschleife auf solche, nicht selten ebenso oberflächlich veranlagten, "Verteilerbewerbungen" ist die logische Folge. Denn schnell wird erkannt und entschieden, wie (dis-)qualifiziert eine Bewerbung ist. Schade nur, wenn es gerade die Idealposition gewesen wäre.

Beginnen wir mit dem Anschreiben/Motivationsschreiben:

Einige Arbeitgeber verzichten mittlerweile auf die Anforderung eines formellen Anschreibens, insbsondere dann, wenn Sie "hübsch kopierter Standard mit Serienbrief- Charakter" sind. Vielmehr möchten sie die Eigenmotivation und die Persönlichkeit des Bewerbers aus eigener Warte dargestellt wissen. Egal, ob Sie ein (wenn dann individell auf die Position und das Unternehmen gezielt) Anschreiben oder Motivationsschreiben verfassen: Hören Sie sofort auf mit Plattitüden, wie „Ich bin engagiert, zielstrebig, bestens geeignet, denke und handle im Sinne des Unternehmens, bin ein Teamplayer, erreiche immer meine Ziele, agiere mit hoher Verantwortung…“. Lieber Bewerber: Das ist das das logische Selbstverständnis der Erwartungshaltung eines jeden Personalentscheiders an jeden Mitarbeiter, an jeden Bewerber. Und mit nicht engagierten oder nicht kompetenten Kandidaten wird selbst der beste Personalberater nicht glücklich. Auch das Replizieren des Lebenslaufes (dazu später mehr) gehört nicht in das Anschreiben. Drei Seiten Schilderung dessen, warum Sie der „großartige Hecht im Karpfenteich" sind, ist ebenso wenig angemessen. Vergessen Sie Prosa, wie sich als dynamischen Vertriebler zu bezeichnen, oder als qualifizierte Fachkraft: Das ist Schaumschlägerei. Ein nicht dynamischer Vertriebler hat im Vertrieb nichts zu suchen und eine nicht qualifizierte Fachkraft ist ebenso ein Widerspruch in sich. Wem es dann noch gelingt, eine ganz Seite eines Bewerbungs- oder Motivationsschreibens zu füllen, ohne auch nur eine Zeile zu den Inhalten der Stellenausschreibung zu verlieren, der hat verloren.

Nutzen Sie die wertvollen Inhalte der geforderten fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen, warum Sie (faktisch) für genau diese Stelle geeignet sind, füllen Sie über 50% Ihres individuellen(!) Anschreibens mit relevanten Gründen aus der Stellenausschreibung.

Und bei Initiativbewerbungen: Schildern Sie Ihre Zieltätigkeit in Verbindung zur Ausrichtung des Unternehmens und Ihre Passgenauigkeit zur Marke (Markenausrichtung), Technologie, etc.- Erwarten Sie bitte kein Rätselraten des Personalentscheiders, ob und wie oder wo Sie in das Unternehmen passen „könnten“. Ein Personalentscheider hat pro Vakanz (und davon betreut er in der Regel mehrere!) nicht selten 80 oder mehr Bewerber/Kandidaten zu sichten; da muss schon klar sein, wer sich für was genau und warum qualifiziert einschätzt. Selbst wenn das Unternehmen im Rahmen von Active Sourcing ein ganzes Pool an Kandidaten langfristig und professionell managt. Und logischerweise gehört eine Gehaltsvorstellung („ab Betrag X p.a.) , sowie bestenfalls auch eine Verfügbarkeit (oder Kündigungsfrist) dazu.

Zum Lebenslauf:

Obwohl das Beifügen eines Fotos kein MUSS ist, macht es Ihre Bewerbung persönlicher. Selbstverständlich achten Sie dann auch auf ein aktuelles und der Stellenbeschreibung, der Aufgabe entsprechend angemessenes Foto. Logischerweise haben Sie eine einwandfreie Formatierung, eine gute Übersichtlichkeit und eine saubere sowie stimmige Chronologie Ihrer beruflichen Historie genutzt. Auf differente Formen eines Lebenslaufes, oder des CV sowie auf Formatierungen für verschiedene geografische Regionen (USA, EU, englisch/deutsch) etc. wird hier nicht eingegangen, eher auf inhaltliche Qualitäten:

Auch für den Lebenslauf gilt: Prosa und Selbstverständlichkeiten raus, inhaltliche Qualität und Individualität (und zwar je Bewerbung) rein. Also Aufmerksamkeit bei der Aufzählung Ihrer Berufserfahrung: Dass ein Key Account Manager seine Schlüsselkunden betreut, zu Produkten beraten und diese „erfolgreich verkauft“ hat, ein Team-, Bereichs- oder Abteilungsleiter den zu verantworteten Bereich geführt und entwickelt, ein Projektmanager das Projektcontrolling verantwortet hat… ist platzraubender Quatsch; weil logisch! Falls eine Position/Verantwortung inhaltlich identisch und mehrfach aufzuführen ist (was ja nicht schlimm ist), jedoch via „Copy and Paste“ der Aufgaben und Verantwortungen in ein kontinuierliches Abbeten der Selbstverständlichkeiten der jeweiligen Aufgabenstellungen mündet; wird’s nichtssagend und langweilig. So hebt sich ein Bewerber in keiner Weise von allen anderen geeigneten Kandidaten ab. Wenn es gelungen ist, durch ein perfekt passendes Anschreiben den Empfänger zum Lesen des Lebenslaufes oder des CV zu motivieren, dann sollte dieser natürlich auch auf die zu besetzende Funktion passen. Hier will der Leser die inhaltliche und fachliche Passgenauigkeit seiner Erwartungshaltung wiederfinden. Das bedeutet ein genaues Lesen der Stellenausschreibung und der essenziellen Erfahrungen, sowie Qualifikationen ist schon erforderlich. Natürlich gilt es, wahrheitsgemäß bei der eigenen Historie und Positionstiteln zu bleiben. Doch dann eben auch genau darum, bei jeder Position in der entsprechenden Funktion/Aufgabe genau (wahrheitsgemäß) darauf einzugehen, wie sich die geforderten Erfahrungen in der eigenen Tätigkeitshistorie wiederfinden und die passenden Verantwortungen greifbar zu beschreiben.

Ziel ist es, so die transparente Logik zur ausgeschriebenen Position für den Entscheider herzustellen oder eben möglichst nahliegend darzulegen: Der Leser des Lebenslaufes/des CV muss hier davon überzeugt werden, dass das erwartete Erfahrungsprofil in der Historie des Kandidaten wiederzufinden ist, soweit möglich und stets der Wahrheit entsprechend. Handelt es sich um eine Initiativbewerbung, dann gilt vorstehendes natürlich auch für die Wunsch- oder Zieltätigkeit.

Über den Bereich der Qualifikationen im Lebenslauf:

Wenn beispielsweise ein Diplom als Ingenieur „gefordert“ ist und das an erster Stelle der Erwartungen einer Stellenausschreibung steht und ich dieses Diplom nicht habe, kann ich mir die Bewerbung sparen. Anders ist es, wenn von „wünschenswert“ oder „oder ähnlich“ geschrieben wird. Dann sollte es aber auch wirklich „ähnlich“ sein. Für die Position oder Aufgabe irrelevante oder uninteressante Qualifikationen sowie Beiläufigkeiten haben in einem professionellen Lebenslauf nichts zu suchen. Was interessiert es den Personalentscheider in einer Bewerbung um eine zu besetzende Fachfunktion im Engineering, ob der Bewerber im Vorstand des Gartenbauvereins ist, im Sockenstricken fit ist, ein Diplom im zubereiten von Sushi oder eine Auszeichnung des Pudelzuchtverbandes für den schönsten Königspudel hat (was nicht despektierlich gemeint ist)?

Was die Übermittlung von Nachweisen angeht: Vom Fußboden oder Küchentisch einzeln abfotografierte Dokumente machen keinen guten Eindruck und vermitteln eher das schnelle Abhandeln einer lästigen Aufgabe. Auch ist es nicht immer zwingend notwendig bzw. hilfreich das gesamte „Qualifikationspaket“ an Zertifikaten, Abschlüssen, Zeugnissen usw. mit der Bewerbung (immer mindestens aus Anschreiben und Lebenslauf/CV besehend) mitzusenden. Ein Grundschulzeugnis interessiert 10 Jahre nach der Berufsausbildung keinen Menschen mehr, ein Abitur- oder Abgangszeugnis nach dem Doktortitel nicht und nach 20 Jahren Vertriebserfahrung erübrigt sich auch ein Teilnahme- Zertifikat eines Basisvertriebstrainings von vor 18 Jahren mit dem Titel „Kundenkommunikation Teil1 “. Entscheidend ist auch hier wieder die Relevanz für die ausgeschriebene, oder angezielte Funktion/Aufgabe.

Ein Standard für das „Unterlagenpaket“:

  • Im Idealfall besteht die Bewerbung aus mindestens 2, maximal 4 Teilen (Dateien): Anschreiben und Lebenslauf sollten dabei immer 2 separate Dateien sein. Im gegebenen Fall sind Zeugnisse/Qualifikationen die dritte Datei.
  • Insgesamt sollte das Dateivolumen nicht größer als 5 MB betragen.
  • Der Lebenslauf sollte nicht mehr als 3 - 4 Seiten (inkl. Deckblatt) beanspruchen, sonst wird’s kritisch.
  • Im Idealfall (und bei Fachexperten- und Führungspositionen grundsätzlich) ist ein zusätzliches Management Summary zur Fach- und Führungsexpertise/eine explizite Profil- Beschreibung empfehlenswert.
  • Senden Sie keine Originaldokumente oder -Dateien (wie z.B. Word, PowerPoint):
  • Immer und ausschließlich im pdf.- Format

Fazit:

Vermeiden Sie selbstgemachten Bewerberfrust, auch bei einer „Vielzahl“ von Bewerbungen. Erst recht dann, wenn sie Erfolg haben sollen: Nicht nur das Anschreiben/Motivationsschreiben sollte individuell und passend je Bewerbung und Zieltätigkeit formuliert sein, auch ein auf jede einzelne Ausschreibung hin angemessen angepasster Lebenslauf erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeit drastisch.

Für das Unternehmen geht es zwar um nicht weniger als die bestmöglichen Kandidaten. Doch für Sie geht es um nicht weniger als Ihre künftige berufliche Heimat, ggf. um Ihre Karriere, immerhin um einen wesentlichen Teil Ihres Lebens. Im Zweifel lassen Sie sich eine qualifizierte und professionelle Rückmeldung geben oder bitten einen Profi um Unterstützung. Wenn Sie professionelle Hilfe dazu in Anspruch nehmen wollen; Hier ein erster Überblick zu unseren Möglichkeiten für Sie.


Bei Fragen stehen wir auch dafür zur Verfügung: Schreiben Sie uns jetzt unter info@bollmann-executives.de

Alexander Bollmann
Management- & Personalberater / Gesellschafter & Geschäftsführer

Dieser Blog-Beitrag wurde am 10. Juni 2022 veröffentlicht.